05.04.2020

Ich brauche mal eine Pause!

Wer braucht die nicht!?

Obwohl wir im Moment, aufgrund dieser schrecklichen Corona-Pandemie, zum Nichtstun oder zum weniger tun verpflichtet sind, um eine Ausbreitung dieses Virus zu verhindern, brauche ich ab und zu eine Pause. Ihr fragt Euch sicherlich wovon?

Ich meine eine Pause von den Kindern, von dem Homeoffice-Ehemann (der immer mal wieder in der Küche auftaucht und ungefragt in den Kochtöpfen rührt), von der Gemeinsamkeit 24/7, von der seltsamen Stimmung im Supermarkt und auf den Straßen der Stadt und auch von meinem fast leeren Email-Postfach.

Einige von Euch denken bestimmt, das ist Klagen auf hohem Niveau und ich gebe Euch uneingeschränkt recht. Bestimmt habt Ihr gerade einen von folgenden Gedanken:

  1. Sei froh, dass Dein Mann nicht von Kurzarbeit betroffen ist oder sein Geschäft schliessen musste.
  2. Sei froh, dass Deine Kinder schon so groß sind.
  3. Sei froh, dass Du nicht zur Risikogruppe gehörst und einkaufen gehen kannst.
  4. Sei froh, dass er im Homeoffice arbeiten kann.
  5. Sei froh, dass Ihr gesund seid.
  6. Sei froh, dass Ihr einen Garten habt und raus könnt.
  7. Sei froh, dass Dein Mann Interesse in der Küche zeigt.
  8. Sei froh, dass Du überhaupt einen Mann hast. 

Jeder Gedanke ist richtig, doch darum geht es ja gerade gar nicht. 😉 

Es ist einfach die gesamte Situation an sich, von der ich oder auch vielleicht auch Ihr bestimmt ab und zu mal eine Pause braucht. Dieses ab und zu, eigentlich grundlose genervt sein kennt doch jeder mal, oder? 

Aber nun, was tun?

Ignoriere ich das Gefühl nach einer kleinen Pause und das Fass läuft über? Verlasse ich am Ende völlig genervt und „in Rage“ die Wohnung oder das Haus? Dabei entstehen bei den zurückgebliebenen Familienmitgliedern meistens eine Auswahl an folgenden Emotionen die unterschiedlicher nicht sein können: 

  1. Gut, dass sie weg ist 😉
  2. Was habe ich getan, dass Sie geht?
  3. Jetzt bin ich wieder Schuld!
  4. Leute, stellt die sich an!
  5. Was ist denn jetzt los?
  6. Wo will sie hin?
  7. Was habe ich gemacht, dass sie jetzt so sauer ist?
  8. Endlich Zeit für mich, die brauche ich jetzt auch mal. 
  9. Hoffentlich kommt Sie erst in einer Stunde wieder, dann kann ich mal tun was ich will.

Ihr Lieben, spüre ich da eventuell eine lautlose Zustimmung von Euch? Meistens ist diese Situation für beide Parteien blöd und macht unzufrieden. 

Aber wie gelingt es uns am Besten eine Pause einzulegen, wenn wir sie brauchen? Und wie schaffen wir dass, ohne die Familienangehörigen traurig oder sauer zurückzulassen, in dem Moment der temporären Zurückweisung? 

Die Lösung: KOMMUNIKATION!

Sprecht es an! Formuliert Euren Wunsch nach einer kleiner Pause. Wenn man dies nicht tut, ist die Chance leider sehr hoch, dass die Liebsten Dir Vorhaltungen machen: „Was ist denn eigentlich mit Dir los? Du bist heute echt übellaunig!“ Die Situation verschärft sich unweigerlich auf beiden Seiten.  

Genau das ist mir in den vergangenen Tagen auch passiert. Die, aus meiner schlechten Laune resultierende konfrontative Ansage der Kinder, machte die ganze Situation nicht besser. Mein Puls stieg und ich hatte die Wahl: entweder noch übellauniger werden oder den Kindern reinen Wein einschenken. Ich habe mich für die zweite Option entschieden: klare Kommunikation über meine derzeitige „ich-muss-hier-mal-raus-Gefühlslage“!  Und siehe da, diese Gefühlstransparenz wurde von Allen im haushaltlebenden Personen mit Verständnis aufgenommen. Es wurden mir sogar Vorschläge unterbreitet, was ich in dieser Situation am besten für mich tun konnte. Ich habe es umgesetzt! Das Ergebnis: ich konnte in Ruhe meine Akkus wieder aufladen und alle waren damit konform. 

Das Beste an dieser Situation war aber eigentlich etwas ganz anderes. Die Kinder haben gelernt, eignen Gefühle zu erkennen und diese zu formulieren. Daraus wächst wiederum die Rücksichtnahme auf die Familenmitglieder und somit ein gutes Miteinander. Hinzu lässt es die „Kleinen“ innerlich immens wachsen, wenn Eltern die lebensverbessernden Vorschläge der Kinder annehmen. Sie bekommen breite Schultern im Bereich Empathie, Verantwortung, erwachsen und ernst genommen werden und Fürsorge! Eine Erfahrung fürs Leben. Für alle am Prozess beteiligte Personen. 🙂

Mein Resümee daraus ist, dass neben einer guten Kommunikation auch die Fürsorge wichtig ist. Jedoch nicht nur die Fürsorge für den Anderen, sondern auch gegenüber sich selbst. Eine Pause einzulegen ist unsagbar wichtig, um die eigene mentale und psychische Gesundheit zu erhalten und zu festigen.

Ich werde versuchen, mich an meine Pausen zu halten……..dann „darf“ mein geliebter Ehemann auch während seines Homeoffice in die Küche kommen, mich leicht zur Seite schieben und das gut organisierte Mittagessen durcheinander wirbeln! 🙂 

In diesem Sinne wünsche ich Euch nur das Beste für Euch und Eure Familien und bleibt bitte alle gesund. 

#wirbleibenzuhause

P.S. Alle genannte Personen haben der Veröffentlichung des Textes zugestimmt. 🙂